2025 war unbequem, schön und überraschend – mein ehrlicher Rückblick als Kreative
Shownotes
2025 hatte alles: Zweifel, Erfolge, Müdigkeit, schöne Momente und Wachstum. In dieser Folge erzähle ich offen, was dieses Jahr in meiner kreativen Arbeit verändert hat und welche Erkenntnisse ich mitnehme.
Wenn du selbst rückblickst, kann diese Episode ein Startpunkt sein – für Klarheit, neue Prioritäten und vielleicht auch ein bisschen Mut.
Darum geht es in dieser Folge:
- Warum ich Erfolge schneller vergesse als Kritik
- Wie Medien- und Input-Überflutung meine Kreativität beeinträchtigt hat
- Warum der kreative Prozess selbst nach Jahren noch anstrengend bleibt
- Wie Erfahrung plötzlich wie ein Korsett wirken kann
- Wieso Neugierde mein wichtigstes Werkzeug bleibt
- Und warum Pausen keine Unterbrechung, sondern Teil der Arbeit sind
Reflexionsfragen für dich
Falls du mitmachen möchtest, schreib dir folgende Punkte auf:
- Was hat 2025 gut funktioniert?
- Welche Momente waren schön – auch die kleinen?
- Wo hast du Mut gezeigt oder Neues ausprobiert?
- Was darf im neuen Jahr weniger werden?
- Was braucht mehr Raum?
Erwähnte Ressourcen
- Jahresziele-Vorlage: www.diegutemappe.de/jahresziele/
- Warteliste Portfolio-Akademie: www.diegutemappe.de/PA/
Alle Infos zur Folge #184 inklusive Links und einem kompletten Transkript findest du in den Shownotes.
Im Portfolio-Podcast erfährst du, wie du mit deiner kreativen Arbeit mehr Aufträge akquirierst – aber eben auch wie du dafür sorgst, dass dein Herz weiterhin für deine kreative Arbeit brennt – auch mit dem ganzen Brimbamborium, den der Berufsalltag von selbstständigen Designer:innen und Illustrator:innen so mit sich bringt.
Dr. Franziska Walther ist selbst Designerin, Illustratorin und Autorin – und Expertin für Positionierung und Akquise in der Kreativwirtschaft. Sie unterstützt seit über 10 Jahren Menschen dabei, sich in der Kreativwirtschaft nachhaltig zu positionieren und wirksame Akquise zu machen.
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Du hast Themenvorschläge oder Fragen, die du gern im Podcast hören würdest? Oder du möchtest selbst mal im Podcast dein Wissen teilen? Schick mir gern eine Email an ja-ich-will@diegutemappe.de mit deiner Idee.
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Disclaimer: Der Podcast will und kann eine rechtssichere, psychotherapeutische oder medizinische Beratung nicht ersetzen. Die hier geteilten Inhalte basieren auf meinen persönlichen Erfahrungen und sind konkrete Einzelfall-Beschreibungen. Deshalb hafte ich nicht für die hier geäußerten Inhalte. Die zur Verfügung gestellten Informationen begründen auch kein Beratungsverhältnis. Bitte triff deine Entscheidungen für dich selbst und hole dir im Zweifelsfall rechtliche oder andersweitige Unterstützung. Die gesammelten Informationen spiegeln den Stand des Veröffentlichungsdatums wider.
Transkript anzeigen
00:00:00: Dr. Franziska Walther: Das Ende von 2025 ist zum Greifen nahe. Wir sind ja jetzt schon in der Mitte des Dezembers angekommen und deshalb lade ich dich heute ein, das Jahr mit mir zusammen Revue passieren zu lassen und für dich zu notieren, was du geschafft und gelernt hast. Und ich teile mit dir, was ich gelernt habe. Dazu erzähle ich dir heute meine vier wichtigsten Erkenntnisse aus den letzten zwölf Monaten und was ich zum Thema Unternehmensaufbau, Kreativer Prozess, Personenmarke und zur Arbeit in der Kreativwirtschaft gelernt habe.
00:00:33: Dr. Franziska Walther: Nimm dir gerne einen Stift und ein Blatt Papier zur Hand, damit du aufschreiben und dokumentieren kannst, was dir beim Zuhören zu deinem Jahr einfällt. Und dann geht es auch schon los. Let’s go! Herzlich Willkommen im Portfolio-Podcast. Hier erfährst du, wie du mit deiner kreativen Arbeit gut zu dir passende Aufträge akquirierst und wie du gleichzeitig dafür sorgst, dass dein Herz weiterhin für deine kreative Arbeit brennt.
00:01:01: Dr. Franziska Walther: Auch mit dem ganzen Brimbamborium, den der Berufsalltag einer kreativen Selbstständigkeit so mit sich bringt. Ich bin Dr. Franziska Walther und jetzt geht’s los. Lass uns dazu zu allererst mit Konfetti beginnen. Beziehungsweise mit der Frage: Was hat dieses Jahr gut geklappt? Worauf bist du stolz? Fallen dir da aus dem stand sofort ein paar Sachen ein, die du aufschreiben kannst? Ja, sehr gut.
00:01:29: Dr. Franziska Walther: Aber vielleicht geht’s dir ja auch so wie mir. Dann fällt es dir deutlich schwerer, als du dachtest, eine Liste mit Erfolgen aufzuschreiben. Denn ja, bei mir ist das so. Ich neige dazu, meine Erfolge schnell zu vergessen. Lieber sprinte ich nach einer durchlaufenden Ziellinie gleich wieder los und fokussiere mich einfach auf das nächste Ziel. Das sorgt zwar für viel Momentum und viele Ergebnisse, ist aber auf Dauer sehr kräftezehrend und nicht nachhaltig, weil die Erfolge so nicht zu einer stärkenden Ressource werden können.
00:02:03: Dr. Franziska Walther: Weil es ja eigentlich nie reicht. Weil ja immer schon das nächste Ziel am Horizont wartet. Deshalb nutze ich seit diesem Jahr eine Gute-Worte-Liste, in der ich positives Feedback und Erfolge dokumentiere, damit ich sie nicht vergesse. Wenn du mir zum Beispiel schon einmal eine positive Nachricht zu einer Podcastfolge geschickt hast, dann befindet sich diese als Screenshot in genau dieser Liste.
00:02:29: Dr. Franziska Walther: Und ja, wenn ich mal Gegenwind bekomme oder mich Kritik erreicht, dann kann ich ganz schnell einen Blick in diese Gute-Worte-Liste werfen und mich daran erinnern, dass neben dieser ganzen Kritik eben auch ganz viele positive Rückmeldungen bei mir angekommen sind. Denn ja, das kennst du ja bestimmt auch. Kritik, Absagen und Misserfolge bleiben oft so viel länger hängen als ihre positiven Gegenstücke.
00:02:54: Dr. Franziska Walther: Wir tragen sie so viel länger mit uns herum, so lange, bis die Beule wieder verheilt ist. Und das dauert eben. Dagegen sind Lob, Zusagen und Erfolge bei vielen Menschen nur Kurzzeit-Gäste. Schwupp und dann sind sie auch schon wieder weg und nicht mehr fühlbar. Schuld daran ist der sogenannte »Negativity Basis« des menschlichen Gehirns. Das ist eine evolutionäre Überlebensstrategie.
00:03:18: Dr. Franziska Walther: Was bedeutet, dass wir damit alle auf die Welt gekommen sind. Wir können uns also nicht aussuchen, wie unser Gehirn funktioniert. Durch den Negativity Bias neigt das Gehirn aber dazu, negative Sachen intensiver und länger wahrzunehmen als Lob. Denn Kritik ist zwar schmerzhaft, aber eben auch gleichzeitig eine große Motivation für Veränderung und Wachstum. Dein Gehirn will also eigentlich nur, dass du besser wirst in dem, was du tust und möglichst viel lernst.
00:03:51: Dr. Franziska Walther: Aber wie so oft ist hier gut gemeint nicht unbedingt gut gemacht. Denn zu viel Fokus auf die Dinge, die schlecht laufen, kostet Kraft. Dagegen kann der Fokus auf positive Erlebnisse eine Kraft spendende und stärkende Ressource sein. Aber eben nur, wenn es dir gelingt, deine Erfolge nicht zu vergessen und diese emotional abzurufen. Wie gesagt, mir fällt es wirklich schwer und deshalb brauche ich Hilfe.
00:04:18: Dr. Franziska Walther: Und die hole ich mir seit diesem Jahr durch meine Gute-Worte-Liste. Und ja, parallel mache ich auch noch etwas anderes. Wenn du den Podcast schon seit einer Weile hörst, dann weißt du, dass ich mir für jedes Jahr eine Jahresziele-Liste schreibe. Diese schreibe ich üblicherweise in der Silvesternacht. Ich nutze dazu ein ganz großes Blatt Papier, das dann für die kommenden zwölf Monate neben meinem Schreibtisch an der Wand hängt.
00:04:46: Dr. Franziska Walther: So habe ich meine Ziele das ganze Jahr immer vor Augen. Auf der 2025 Jahresziele-Liste stehen ganz konkrete Dinge, wie zum Beispiel »mindestens drei Mal als Expertin für Positionierung auf einer großen Bühne stehen« oder »70 Seiten Pony-Buch fertig illustrieren«. Aber einige meiner Ziele sind auch nicht messbar. Auf meiner aktuellen Liste steht deshalb zum Beispiel auch »In 2025 bin ich eine Kreative, die positiven Wandel, Selbstbestimmung, Mut und Integrität kultiviert.
00:05:21: Dr. Franziska Walther: In ihren Büchern, im Portfolio-Podcast und in der Portfolio-Akademie«. Klar muss ich da am Ende des Jahres selbst entscheiden, ob mir das gelungen ist. Ist ja nicht messbar. Aber gleichzeitig war dieser Satz auch im gesamten Jahr der Kompass für meine Arbeit. Wenn ich mir unsicher war, ob eine Aktion, ein Podcast-Thema oder ein Auftrag zu mir passt, dann konnte ich das mit diesem Satz überprüfen.
00:05:45: Dr. Franziska Walther: Indem ich mich gefragt habe: Hilft mir dieser nächste Schritt mehr so zu werden wie mein Jahresziele-Satz? Das Silvester-Ritual des Jahreziele-Schreibens mache ich schon seit über zehn Jahren. Und ja, wie jedes Jahr konnte ich auch über das Jahr einiges auf meine Jahresziele-Liste bis jetzt abhaken. Aber wie auch jedes Jahr habe ich einige der Ziele nicht erreicht.
00:06:10: Dr. Franziska Walther: Aber das ist gar nicht schlimm, denn manches braucht einfach nur etwas mehr Zeit als ein Jahr. Gleichzeitig kann ich, wenn ich dann am 31. Dezember meine neue Liste für 2026 schreibe, überlegen, ob diese noch offenen Ziele überhaupt noch zu mir gehören. Je nachdem kommen sie dann entweder auf die neue Liste oder eben nicht. Und wenn du Lust hast, dir auch so eine Jahresziele-Liste zu machen, dann nutz gerne meine freie Ressource dazu.
00:06:37: Dr. Franziska Walther: Wenn du meinen Newsletter abonniert hast, dann habe ich dir die schon mit dem aktuellen Newsletter geschickt. Aber du kannst ja die Jahresziele-Liste-Vorlage für 2026 auch zusammen mit einer Anleitung unter www.diegutemappe.de/jahresziele/ ganz einfach herunterladen. Und ja, mit diesen beiden Listen hatte ich also zwei ganz konkrete Quellen, mit denen ich beim Jahresrückblick die wichtigsten Konfetti-Momente auflisten konnte.
00:07:06: Dr. Franziska Walther: Und jetzt? Jetzt bist du dran. Schreibt du jetzt auch mindestens fünf Sachen für dich auf, die dieses Jahr gut funktioniert haben. Große Sachen, kleine Sachen, berufliche Sachen, private Sachen. Hier ist alles erlaubt. Du bestimmst alleine für dich, was Erfolg für dich bedeutet. Und ja, beim Erfolge-feiern gilt eben nicht: Weniger ist mehr. Beim Feiern gilt: Mehr ist mehr.
00:07:31: Dr. Franziska Walther: Erlaubt dir, alles aufzuschreiben, was dir einfällt. Deshalb drück jetzt mal kurz auf Pause und schreib los. Fertig? Sehr gut. Und wenn du das gerade schwergefallen ist, dann nutze ab jetzt mein Learning #1 des Jahres 2025: Dokumentiere deine Erfolge. Und das am besten visuell, also mit Bildern, sodass du sie emotional abrufen kannst und sie so auch bei dir bleiben.
00:08:00: Dr. Franziska Walther: Ja, ich mach das übrigens ganz easy-peasy und ohne viel Technik-Brimbamborium einfach nur mit der Notizen-App auf meinem iPhone. Genau. Und wir machen jetzt mit etwas weiter, was sogar ein noch schöneres Thema ist als das Feiern. Nämlich mit der Frage: Was hat dich dieses Jahr wirklich glücklich gemacht? Ich glaube, ich lehne mich nicht zu weit aus dem Fenster, wenn ich behaupte: Für uns alle war 2025 eine emotionale und ganz schön anstrengende Achterbahnfahrt.
00:08:31: Dr. Franziska Walther: Politisch war auf unserem Planeten die Hölle los. Wirtschaftlich war es schwierig. Eine Krise folgte der anderen. Und über all dem hängt gefühlt das Damoklesschwert »Generative KI«, wo keiner so richtig weiß, wie das die Zukunft verändern wird. Und deshalb macht sich Ungewissheit, Verunsicherung und ja, auch Angst, breit. In so einer anstrengenden Gemengelage geht schnell mal die Balance verloren. Und das ist problematisch für alle Menschen.
00:09:01: Dr. Franziska Walther: Aber für die, die in ihrem Beruf kreativ und innovativ sein müssen, ist das noch einmal schwieriger. Denn Kreativität braucht angstfreie Räume, um wirken zu können. Wenn wir in einer Stressreaktion gefangen sind, ist es physiologisch nicht möglich, kreativ zu denken. Bei mir hat sich das Anfang Juni so schwer und belastend angefühlt, dass ich dachte, dass ich ein Burnout habe.
00:09:25: Dr. Franziska Walther: Ich hatte ständig schlechte Laune und die Lust am Machen war, wenn ich ganz ehrlich bin, so gut wie weg. Und ja, ich habe mir wirklich, wirklich Sorgen gemacht. Glücklicherweise ist mir dann eine Sache aufgefallen, denn ich hatte seit Januar und mit dem Regierungswechsel in den USA immer mehr Nachrichten konsumiert. Denn ja, es ist ja auch ständig was passiert und zwar eine verrückte Sache nach der anderen.
00:09:51: Dr. Franziska Walther: Und so verbrachte ich auf einmal so viel mehr Zeit als normal auf News-Plattformen, in den sozialen Netzwerken. Ich habe Podcasts dazu gehört und YouTube-Videos dazu gesehen. So viel, dass mein Kopf irgendwann total überfüllt war mit der Weltlage. So sehr, dass für meine eigenen Gedanken und Ideen nicht mehr genug Platz war. Und weil sich das so unangenehm angefühlt hat, habe ich die stillen Momente beim Spazierengehen im Wald dann auch noch mit Podcasts und Audio-Books und mit noch mehr Input gefüllt, um das unangenehme Gefühl zu übertönen.
00:10:26: Dr. Franziska Walther: Ich habe also die ganze Zeit Informationen in mich hinein gefüllt. Nachdem mir das aufgefallen war, habe ich radikal auf den Stopp-Knopf gedrückt und eine Nachrichten- und Input-Pause eingelegt. Das war im Juni. Und weil ich ja in Finnland lebe, war das glücklicherweise auch gerade eine der schönsten Zeiten im Jahr. Der finnische Sommer ist ja magisch. Alles blüht, die Nächte sind weiß, die Seen und der Himmel sind blau und das Wasser ist immer noch so richtig kalt.
00:10:54: Dr. Franziska Walther: Und in dieser Zeit will eigentlich jeder die ganze Zeit nur draußen sein. Und das habe ich dann auch gemacht. Ich bin wirklich viel spazieren gegangen, und zwar ohne Input, also ohne Kopfhörer auf den Ohren. Und ich bin morgens nach dem Aufstehen schwimmen gegangen. Und wenn ich jetzt zurückblicke auf mein Jahr, dann sind vor allen Dingen diese morgendlichen 15 Minuten am See die Momente, die mich am glücklichsten gemacht haben.
00:11:20: Dr. Franziska Walther: Kurz ins Wasser hüpfen, das kalte Wasser spüren, mich leicht fühlen, wieder rausklettern, ein paar Runden barfuß auf dem Holzsteg laufen und dann fünf Minuten in der Sonne trocknen und mit etwas Glück vielleicht sogar noch eine Hummel hören, die gerade ihre MorgenSchicht beginnt. In diesen Momenten fühle ich mich lebendig und ich spüre das Leben – in mir drin und um mich herum.
00:11:43: Dr. Franziska Walther: Und dabei habe ich auch gemerkt, dass der Frieden, der dabei in mir einkehrt, so viel mehr wert ist als alle Erfolge dieser Welt. Mein zweites Learning ist also nichts Neues, aber ich habe das Gefühl, dass ich es dieses Jahr noch einmal so viel tiefer verinnerlicht habe. Nämlich dass meine Seele Natur braucht, um gesund zu sein. Und nur wenn meine Seele gesund ist, kann ich auch kreativ sein.
00:12:07: Dr. Franziska Walther: Und mit diesem Gedanken möchte ich auch dich fragen: Was hat dich dieses Jahr so richtig glücklich gemacht? Wo fühlst du dich lebendig und wo findest du Ruhe und Frieden? In deinem Kopf? Ja, wenn du das jetzt aufgeschrieben hast, dann haben wir uns jetzt sozusagen schon einmal gefeiert und wir haben einen Raum für das Glück geschaffen. Und dann lass uns jetzt noch mal auf einige Aspekte des kreativen Prozesses schauen.
00:12:33: Dr. Franziska Walther: 2025 war ja mein viertes Jahr Portfolio-Podcast. 185 Folgen sind in den letzten vier Jahren entstanden. Und wenn du mir das im Januar 2022 erzählt hatte, damals, als ich angefangen habe, dann hätte ich dich bestimmt mit ganz großen Rehaugen und etwas ungläubig angeschaut. Und ja, mir macht das Podcasten auch nach vier Jahren immer noch viel Freude. Ich mag vor allen Dingen, dass ich tolle Menschen kennenlerne.
00:13:01: Dr. Franziska Walther: Auch kann ich Themen und Projekte, die mir wichtig sind, mit meiner eigenen Plattform sichtbar machen. Und ich kann am öffentlichen Diskurs teilnehmen. Damit fühle ich mich selbstwirksam und das erzeugt Sinn. Es hat mich zum Beispiel sehr zufrieden gemacht, dass ich Tim Weiffenbach in den Podcast einladen konnte, um mit ihm mit einer lösungsorientierten Perspektive auf generative KI in der Kreativwirtschaft zu schauen.
00:13:25: Dr. Franziska Walther: Denn die Stimmung in der Branche war dazu dieses Jahr manchmal echt schwer auszuhalten. Und ich wollte zeigen, dass wir als Kreative Handlungsoptionen haben. Und Tim war dafür ein ganz toller Gesprächspartner. Eine weitere Sache mag ich am wöchentlichen Podcasten auch sehr, nämlich dass ich durch das Podcast-Skript-Schreiben jede Woche auch denke. Das klingt so ein bisschen komisch, weil ich denke normalerweise auch, aber ich erklär das mal, wie ich das meine.
00:13:56: Dr. Franziska Walther: Ich werde oft gefragt, warum ich die Folgen denn vorschreibe und ob ich nicht einfach etwas zu einem Thema erzählen könnte. So frei Schnauze. Das wäre ja viel weniger zeitaufwändig. Und ich merke dann: Ja, könnte ich. Aber dann würde ich wahrscheinlich immer das Gleiche erzählen. Denn das Schreiben ist ja genauso wie das Illustrieren oder das Gestalten ein kreativer Prozess.
00:14:18: Dr. Franziska Walther: In dem geht es eben nicht nur darum, vorhandenes Wissen in eine Form zu gießen, sondern der Prozess selbst verändert das Ergebnis und auch das Wissen. Und ja, mir hilft er beim Denken und ich mache das total gerne. Jetzt, im vierten Jahr, bin ich auch so viel gelassener beim Schreiben der Folgen geworden. Ich lege das Podcast-Thema meistens erst am Montag, also drei Tage vor der Episoden-Veröffentlichung, fest.
00:14:42: Dr. Franziska Walther: Früher hätte mich das fürchterlich gestresst, weil ich Angst gehabt hätte, dass mir nichts einfällt. Aber gleichzeitig hört es eben auch nicht auf, unangenehm zu sein. Und das ist etwas, was mich dieses Jahr auch wirklich überrascht hat. Denn ich habe lange gedacht, dass das Schreiben irgendwann leichter werden wird. Einfacher. Dass es vielleicht doch mehr Spaß machen wird, wenn mein Handwerk stabiler wird.
00:15:06: Dr. Franziska Walther: Und ja, das ist auch so, aber jetzt nach vier Jahren, merke ich eben auch, dass selbst wenn vieles leichter geworden ist, ein bestimmter Teil unbequeme Gefühle bleibt konstant im kreativen Prozess. Beim Schreiben einer Podcastfolge gibt es immer diesen langen Mittelteil, der wirklich zäh wie Kaugummi und sehr, sehr unangenehm ist. Ich habe mich dabei beobachtet, dass ich dieses Jahr ein paar Mal dachte, dass ich irgendwas falsch mache, weil ich immer in der Mitte des Prozesses Momente hatte, in denen ich dachte: Mist, das wird die erste Folge, die so richtig, richtig schlecht wird.
00:15:43: Dr. Franziska Walther: Das hat sich dann nicht bestätigt, sondern war am Ende ein ganz natürlicher Teil des Prozesses. Denn im Mittelteil, in diesem unangenehmen Teil, weiß ich oft nicht, wo ich hin laufe. Und das fühlt sich, gerade für so eine Perfektionistin, wie ich es bin, ganz, ganz unangenehm an. Aber gleichzeitig ist es auch unglaublich befriedigend, wenn dann am Ende des kreativen Prozesses etwas rauskommt, wo ich merke: Ja, das Laufen im Dunkeln, das Weitermachen, das hat sich gelohnt.
00:16:14: Dr. Franziska Walther: Und dann habe ich mich erinnert an eine Illustration von Christoph Niemann, die wahrscheinlich schon 20 Jahre alt ist und in der er beschreibt, dass es im kreativen Prozess immer diese Phasen gibt, die wehtun, die unkomfortabel sind und die wirklich, wirklich keinen Spaß machen. Beim Zeichnen sind die bei mir kürzer als beim Schreiben. Da quäle ich mich immer nur so lange, bis die Bildidee steht.
00:16:37: Dr. Franziska Walther: Und außerdem freue ich mich dann immer schon aufs Kolorieren, weil beim Kolorieren kann ich Podcasts hören und der Druck ist weg. Beim Schreiben freue ich mich immer nur, bevor es losgeht und wenn es fertig ist. Und die Kaugummi-Phase zwischendrin, die ist echt unkomfortabel. Und das ist mein Learning #3: Der kreative Prozess macht nicht immer Spaß, ganz im Gegenteil.
00:17:01: Dr. Franziska Walther: Ein ganz großer Teil des Weges ist äußerst unangenehm. Und das ist normal. Und das, das ist das eigentliche Learning, das wird immer so bleiben. Und dich möchte ich jetzt fragen: Wie ist das denn bei dir dieses Jahr gewesen? Wie oft fühlt sich dein kreativer Beruf auch nicht gut an? Und sind vielleicht zumindest einige dieser Phasen diese unkomfortablen Tränentäler im kreativen Prozess?
00:17:27: Dr. Franziska Walther: Ich sag nicht, dass das so sein muss. Es gibt genug andere Dinge in einer kreativen Selbstständigkeit, die unbequem und unkomfortabel sind. Aber ich finde es hilfreich, hier ganz genau hinzuschauen und zu unterscheiden. Und hier eine kurze Randnotiz in eigener Sache: Wenn du dir als Illustrator*in und Designer*in Unterstützung bei den businessmäßig unkomfortablen Sachen wünschst, also zum Beispiel Unterstützung in der Auftragsakquise, beim Positionieren und beim Angebote entwickeln, dann schau dir gern mal mein 14-wöchiges Live-Gruppen-Programm an, die Portfolio-Akademie.
00:18:02: Dr. Franziska Walther: Dort machst du nämlich genau das: Du positioniert dich und machst Akquise. Aber nicht alleine, sondern zusammen mit Gleichgesinnten und ganz tollen kreativen. Und mit meiner Unterstützung. Die nächste Portfolio-Akademie startet am 3. März 2026 und du kannst dich jetzt schon unverbindlich auf eine Warteliste eintragen. Und ja, es lohnt sich, auf der Warteliste zu stehen, weil die letzten Male die 30 verfügbaren Plätze innerhalb weniger Tage vergeben waren.
00:18:31: Dr. Franziska Walther: Mehr Infos dazu findest du unter www.diegutemappe.de/PA/. P wie Portfolio und A wie Akademie. Okay, Ende Randnotiz. Weiter geht’s. Denn eine weitere Sache ist mir beim Blick auf meinen kreativen Prozess auch noch aufgefallen. Wenn ich mir heute die Folgen der ersten zwei Jahre anhöre, dann erkenne ich darin eine große und vielleicht manchmal auch etwas blauäugige Leichtigkeit.
00:18:57: Dr. Franziska Walther: Und heute, nach vier Jahren wöchentlichen Podcasten, vermisse ich diese Blauäugigkeit ab und an! Klar, die letzten Jahre haben dafür gesorgt, dass ich sicherer geworden bin mit der Erfahrung und der Wiederholung wird das wöchentliche Produzieren leichter. Ich weiß, wie mein Schreibprozess abläuft, kenne das Tränental, weiß, wie viel Zeit ich für die Produktion der Folge und die Podcast-Illustration benötige und für den ganzen Marketing-Rattenschwanz, der an jeder Episoden-Veröffentlichung dranhängt.
00:19:26: Dr. Franziska Walther: Aber manchmal merke ich auch, dass diese vier Jahre Erfahrung auch eine Schattenseite im Gepäck haben, denn die Erfahrung sitzt ab und an wie ein fettes Brett vor meinem Kopf. Als Anfängerin habe ich mir erlaubt, vor allen Dingen einfach mal zu machen und zu experimentieren und dabei zu lernen. Und jetzt merke ich, dass ich natürlich immer noch die Aufgabe habe, weiterhin zu experimentieren und mich weiterzuentwickeln.
00:19:50: Dr. Franziska Walther: Aber das ist gar nicht so einfach, weil mit der wachsenden Erfahrung und auch mit dem häufigeren Feedback von außen und der Erwartungshaltung, die dadurch auch entsteht, wird es einfach immer schwerer, sich wirklich frei zu bewegen. Und das ist gut übertragbar auf jedes kreative Vorhaben. Egal ob du Designer*in bist oder Illustrator*in oder in einem anderen kreativen Bereich arbeitest: Du wirst diese verschiedenen Phasen von Wachstum durchleben.
00:20:19: Dr. Franziska Walther: Am Anfang geht es vor allen Dingen darum, zu starten, obwohl du vielleicht noch nicht alles weißt. Du wirst dich wahrscheinlich sogar noch nicht bereit fühlen. Aber es ist gut, trotzdem loszulaufen. Denn du lernst beim Machen. Und dann kommt eine Phase des Wachsens. Du wirst sicherer und selbstbewusster. Du weißt immer besser, wer du bist und was dir wichtig ist in deiner kreativen Arbeit.
00:20:41: Dr. Franziska Walther: Diese Sicherheit ermöglicht dir, schnell Ergebnisse liefern zu können und erlaubt damit oft auch, dein kreatives Unternehmen auf wirtschaftlich stabilere Beine zu stellen. Weil: du kannst Aufträge gut abschätzen, denn du hast das schon einige Male gemacht. Du weißt auch, was du kalkulieren musst, wie der Ablauf ist und wie viel du dir parallel an Zusatzaufgaben in den Kalender stellen kannst.
00:21:03: Dr. Franziska Walther: Diese Sicherheit bringt also ganz, ganz viele Vorteile mit sich. Aber irgendwann kommst du an einem Punkt an, an dem du dich fragst: Hm, laufe ich eigentlich noch oder sitze ich gerade hier fest? Denn wenn du erst einmal deinen Platz gefunden hast, passiert es schneller als gedacht, dass man es sich dort gemütlich macht. Na klar: Das ist ja auch was Gutes.
00:21:25: Dr. Franziska Walther: Dann erntest du die Früchte des Erfolges. Aber es birgt eben auch eine gewisse Gefahr in sich. Denn Erfolg kann dann auch ein Korsett werden. Gerade das Feedback von Außen kann gefährlich sein, denn dadurch entsteht oft auch eine Erwartungshaltung, ein Bild von dir. Und natürlich ist es auch menschlich und gut, hier konsistent und berechenbar sein zu wollen. Kund*innen buchen dich ja auch oft, weil sie eigentlich genau das gleiche Ergebnis haben wollen wie von diesem anderen Auftrag.
00:21:53: Dr. Franziska Walther: Und vielleicht fühlst du dich endlich mal wohl in deinem Stil, weil du endlich weißt, wie du was darstellst. Mit Sicherheit wächst in dieser Phase auch dein Anspruch an deine eigene Arbeit. Aber dieser Anspruch kann sich eben schnell auch wie ein Korsett anfühlen, das jede ungewöhnliche Bewegung schwer macht. Das liegt auch daran, dass mit dem Erfolg oftmals auch mehr Sichtbarkeit und dadurch auch mehr Verletzlichkeit entsteht.
00:22:18: Dr. Franziska Walther: Denn konstant immer wieder auf die Bühne zu treten und dort eben auch bewertet zu werden, das ist anstrengend. Und ja, wenn du als Personenmarken ständig Haltung zeigst, dann bekommst du auch ständig Gegenwind. Denn Haltung zu zeigen zeichnet sich dadurch aus, dass man es einfach mal nicht allen recht machen kann. Aber ständiger Gegenwind tut irgendwann auch weh. Und in solchen Momenten wird das Erfahrungs-Korsett eben schnell auch eine Schutzausrüstung, die Sicherheit kreiert.
00:22:48: Dr. Franziska Walther: Das habe ich früher bei anderen beobachtet. Jetzt beobachte ich es bei mir selbst. Oder zumindest merke ich, dass ich Angst bekomme, dass ich irgendwann wirklich nur noch das Gleiche erzähle. Schön eingehüllt in meine Erfahrungs-Schutz-Rüstung. Ich habe viel darüber nachgedacht, was es braucht, um nicht irgendwann im Korsett festzustecken. Ob es zum Beispiel bedeutet, dass man sich immerzu verletzlich zeigen muss oder immerzu was Neues erfinden muss.
00:23:14: Dr. Franziska Walther: Und ganz ehrlich: Allein der Gedanke daran hat mich schon total erschöpft. Die Frage hat mich einige Wochen lang beschäftigt. Und jetzt hier am Jahresende merke ich: Die Lösung ist so gut wie einfach. Denn es braucht eigentlich nur eine Sache, um eben nicht in der eigenen Entwicklung festzustecken. Und diese eine Sache ist ... tamtaratam ... Neugierde. Denn die ist der Antrieb deiner Kreativität.
00:23:43: Dr. Franziska Walther: Und die sorgt auch dafür, dass mit ihr auch die Offenheit, Flexibilität und auch Beweglichkeit nicht verloren geht. Und das ist mein Learning #4: Neugierde ist der Motor von Kreativität, weil sie Experimente fördert. Und mit Neugierde ist auch klar, dass nicht alles in Stein gemeißelt ist. Und Neugierde erlaubt eben auch, mutig zu sein und Neues auszuprobieren. Und dich frage ich jetzt: Wo hast du denn dieses Jahr der Neugierde einen Raum geschaffen?
00:24:13: Dr. Franziska Walther: Und kannst du nächstes Jahr etwas tun, um das noch so ein bisschen mehr zu kultivieren und wachsen zu lassen? Ich habe noch ganz viele andere Sachen dieses Jahr gelernt, aber das hier sind meine vier Favoriten. Und weil die Folge eh schon viel länger ist als gewöhnlich, komme ich jetzt hier mal zum Ende. Und frag auch dich noch einmal: Was hast du dieses Jahr gelernt?
00:24:34: Dr. Franziska Walther: Nimm dir jetzt noch einmal fünf Minuten Zeit, um deine Gedanken aufzuschreiben. So, fertig. Sehr gut. Ich bin sehr gespannt, was du für dich herausgefunden hast. Das ist übrigens die letzte Folge des Jahres 2025. Ich gehe jetzt in eine dreiwöchige Winterpause ... und es fällt mir gerade auf ... das ist, glaube ich, mein fünftes Learning dieses Jahr. Und das ist ein total wichtiges Learning.
00:25:00: Dr. Franziska Walther: Denn ich habe dieses Jahr zum allerersten Mal eine dreiwöchige Sommerpause und jetzt eben eine dreiwöchige Winterpause gemacht und habe endlich mal gelernt, dass Pausen total wichtig sind – für die Kreativität, für die Gesundheit, für die Zufriedenheit. Aber keine Sorge: In der Winterpause habe ich für dich drei Folgen aus dem Archiv herausgesucht. Und ich habe extra Folgen ausgewählt, die gut zu dieser Zeit zwischen den Jahren passen und die Reflexion und ein kurzes Innehalten fördern.
00:25:32: Dr. Franziska Walther: Am 8. Januar 2026 geht es dann weiter – mit ganz viel Karacho. Und in der ersten Folge des Jahres spreche ich über die Trends für 2026 in der Kreativwirtschaft. Und ich freue mich schon sehr darauf, dich wieder hier zu treffen. Und an dieser Stelle möchte ich mich auch noch einmal von Herzen und wirklich, wirklich ganz, ganz doll bei Dir bedanken.
00:25:55: Dr. Franziska Walther: Danke, dass wir ein Stück des Weges gemeinsam gegangen sind dieses Jahr und dass du mich in 2025 begleitet hast auf meinem Portfolio-Podcast-Abenteuer. Danke, dass du hier bist! Und ich freue mich auf das, was kommt. Und damit wünsche ich dir für heute alles Liebe. Wir hören uns wieder nNächste Woche – mit einer Folge aus dem Archiv. Und ich freue mich auf dich.
00:26:16: Dr. Franziska Walther: Bis dahin. Tschüss.
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